Der Blick auf den Außenhandel sollte zunächst immer aus zwei Gesichtspunkten erfolgen. Da ist zum einen der Import, zum anderen der Export. Ein schönes Beispiel dafür sind die Niederlande. Unser „kleiner“ Nachbar liegt nach China immerhin auf Rang zwei hinsichtlich seiner Exporte aus Deutschland. Die Holländer beziehen mehr Waren aus Deutschland als die USA. Auf der anderen Seite sind es die Franzosen und die USA, welche die meisten Produkte nach Deutschland exportieren. Erst jetzt kommt der nächste Schritt, das Saldieren.
Es ist wohl auch Plattformen wie Temu zu verdanken, dass China bei den Exporten nach Deutschland mit deutlichem Abstand führt. Bei den Importen dagegen rutscht das Reich der Mitte mit 90 Milliarden Euro auf den fünften Platz. In der Summe gibt dies bei der Handelsbilanz ein Gesamtvolumen in Höhe von 246 Milliarden.
Schauen wir auf den Spitzenreiter unserer Wirtschaftsexporte, waren dies im Jahr 2024 die USA. Immerhin exportierten die Vereinigten Staaten Waren für 161,4 Milliarden Euro, importieren auf der anderen Seite jedoch nur für 91,5 Milliarden deutsche Waren. Die von der Trump-Administration im Januar 2025 angekündigten Zölle unter anderem auf Waren aus der EU könnten die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Zumindest verzeichnete Deutschland für das Jahr 2024 gegenüber den USA einen soliden Handelsbilanzüberschuss in Höhe von 70 Milliarden Euro – einer der Dorne in den Augen Donald Trumps.
Frankreich, ebenso wie Polen, bescherte der deutschen Wirtschaft Überschüsse im Außenhandel. Polen im Gesamtvolumen an fünfter Stelle dürfte durchaus für Verwunderung sorgen, hätten viele doch sicher auf Japan, Korea oder Italien getippt. Italien schaffte es 2024 immerhin auf Rang sechs, noch einen Platz vor Österreich. Die Tech- und Autogiganten Japan und Korea kommen auf die Ränge 16 beziehungsweise 22 (Quelle: destatis).
Trumps Zölle können EU-Geschäft ankurbeln
Die Stuttgarter Zeitung analysierte in einem Artikel vom 25.3.2025, welche Folgen die Zollpolitik der USA für Deutschland haben könnte. Die Schwaben warteten mit einer schlechten und einer guten Nachricht auf. Im direkten Bezug zu den USA wird ein Einbruch des Exportes auf 59 Milliarden Euro bis zum Jahr 2035 prognostiziert. Hatten die im Artikel zitierten Experten und Expertinnen von Deloitte im Herbst 2024 noch ein jährliches Wachstum von 1,8 Prozent pro Jahr erwartet, gehen sie 2025 von einem jährlichen Rückgang um 3,2 Prozent pro Jahr aus.
Auf der anderen Seite ist Trump innerhalb weniger Wochen gelungen, woran sich europäische Politiker und Politikerinnen seit Jahren die Zähne ausbeißen: Die EU-Partnerländer sind ruckartig näher zusammengerückt. Und dies wird auch Folgen für die Binnenwirtschaft und die deutsche Wirtschaft haben. Laut Deloitte werden die deutschen Exporte in die zehn größten EU-Partnerstaaten von im Herbst 2024 prognostizierten 1,8 Prozent pro Jahr auf 2,5 Prozent jährlich wachsen. Auf das Jahr 2035 projiziert bedeute dies ein Achtfaches der deutschen Exporte gegenüber 2025.
Zukunftsmusik setzt allerdings Reformen voraus
Die Londoner Analysten sehen im EU-Binnenmarkt für die deutsche Wirtschaft einen schlafenden Riesen. Damit dieser geweckt werden kann, müssen allerdings bürokratische Reformen greifen. Dies bedeutet eine Vereinheitlichung beispielsweise bei Verpackungsentsorgung, bei den Berichtspflichten oder schlicht der Besteuerung. Wird die EU-Bürokratie hier aktiv, ginge Trumps Schuss gewaltig nach hinten los.