Wir haben die 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen analysiert, um die Umweltauswirkungen ihrer Websites zu ermitteln. Ja, was Laien vielleicht nicht wissen, der Besuch einer Webseite wirkt sich auf die CO2-Bilanz aus. Jeder Seitenaufruf benötigt Strom, der wiederum “irgendwie” erzeugt werden muss. Je langsamer eine Seite aufbaut, beispielsweise, um so stromintensiver wird sie. Unsere Ergebnisse zeigen einen besorgniserregenden Trend: Fast 40 % dieser Websites erhielten die schlechteste Note für ihre Kohlenstoffemissionen. 

In Zusammenarbeit mit den Forschungsexperten von DataPulse haben wir die CO2-Emissionen ausgewertet, die pro Besuch auf den Homepages dieser Websites entstehen. Während einige wenige Websites die Bestnote „A“ oder „A+“ erreichten, zeigen die Gesamtergebnisse, dass die meisten dieser Unternehmenswebsites bei jedem Besuch eine erhebliche Menge an CO2 erzeugen.

Nachfolgend finden Sie eine Tabelle mit den zehn Unternehmen mit den höchsten Kohlenstoffemissionen pro Besuch. Es ist wichtig zu beachten, dass keine dieser Websites mit nachhaltigen Energiequellen betrieben wird. Das bedeutet, dass die Rechenzentren, in denen diese Websites betrieben werden, konventionelle, nicht erneuerbare Energie nutzen, was zu höheren Kohlenstoffemissionen führt.

Diskrepanz enthüllt, zwischen Anspruch und Wirklichkeit 

Obwohl viele Unternehmen öffentlich mit ihrem Engagement für Nachhaltigkeit werben, zeigt unsere Analyse eine erhebliche Diskrepanz zwischen ihren Behauptungen und dem tatsächlichen Kohlenstoff-Fußabdruck auf ihren Websites. So heben Vossloh und Gauselmann, beide mit der Bewertung “F”, oft ihre umweltfreundlichen Initiativen hervor. So heißt es auf der Website von Vossloh: „Die Unternehmensvision von Vossloh heißt ‚ nachhaltige, sichere und nutzerfreundliche Mobilität auf der Schiene für eine bessere Welt‘. Diese Feststellung unterstreicht die Komplexität von Nachhaltigkeitsbemühungen und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes, der auch digitale Praktiken einschließt.

50Hertz, eines der Top-10-Unternehmen mit den höchsten CO2-Emissionen pro Besuch, positioniert sich dennoch als führender Verfechter sauberer Energie und betont sein starkes Engagement für Nachhaltigkeit. Das Unternehmen treibt nachhaltige Initiativen voran, indem es erheblich in die Infrastruktur investiert, um die Integration erneuerbarer Energien zu fördern, und durch einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen sowie zur Stärkung der Umweltverantwortung in allen Bereichen. Trotz dieser Fortschritte gibt es weiterhin Potenzial, den digitalen Kohlenstoff-Fußabdruck zu minimieren, um die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele vollständig zu erreichen.

Wasserkraft zählt ja eigentlich zu den nachhaltigen Energien. Dass die Berliner Wasserbetriebe auf Rang sechs der “suboptimalen” Webseitenbetreiber liegen, wundert, betrachtet man Berlin im Ganzen, eigentlich niemanden. Trotzdem wäre hier ein bisschen Nachbessern angesagt.

Im Gegensatz zu den am schlechtesten bewerteten Unternehmen stehen die 10 Unternehmen mit den geringsten Kohlenstoffemissionen pro Besuch. Diese Unternehmen zeigen, dass sie ihre digitale Präsenz so umweltschonend wie möglich gestalten. Ihre Websites werden mit erneuerbaren Energiequellen betrieben, wodurch der CO2-Fußabdruck weiter reduziert wird und ihr Bekenntnis zur Nachhaltigkeit deutlich wird.

Unsere Studie zeigt einen deutlichen Gegensatz zwischen den öffentlichen Nachhaltigkeitsversprechen der Top-500-Unternehmen in Deutschland und den tatsächlichen Umweltauswirkungen ihrer digitalen Praktiken. Sie ist ein Aufruf an die Unternehmen, ihre digitalen Strategien zu überdenken und umfassende Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen, die sowohl Offline- als auch Online-Aktivitäten umfassen. 

Haftungsausschlüsse:

• Begrenzter Umfang: Unsere Analyse beschränkt sich auf die Homepages der 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen. Sie berücksichtigt nicht die Umweltauswirkungen anderer Seiten oder digitaler Ressourcen, die mit diesen Unternehmen verbunden sind.
• Datenbeschränkungen: Die Berechnungen des CO2-Fußabdrucks basierten auf Datenübertragungsgrößen und der durchschnittlichen globalen Kohlenstoffintensität von Strom. Spezifische Hosting-Praktiken spiegeln sich möglicherweise nicht in den Daten wider und können die tatsächlichen Emissionen beeinflussen.

Methodik

Datenerfassung:

1. Website-Auswahl:
   Die Top 500 deutschen Unternehmen wurden auf der Grundlage von Umsatzdaten aus der CIO-Liste ausgewählt.
2. Crawling-Prozess:
   Wir haben jede Homepage mit JavaScript-Rendering gecrawlt, um eine umfassende Datenextraktion aus dynamischen Webseiten zu gewährleisten.

Berechnung des Kohlenstoff-Fußabdrucks:

1. Datengewinnung:
   Wir haben die Gesamtmenge der bei einem Seitenbesuch übertragenen Daten analysiert und auf Grundlage dessen die damit zusammenhängenden CO2-Emissionen pro Besuch berechnet. Dazu mit in Betracht gezogen wurden das Datenübertragungsvolumen, die Kohlenstoffintensität von Strom und der Energieverbrauch von Rechenzentren, Netzübertragungen und Endnutzergeräten.
2. Standardisierte Metriken:
   

• • Die Kohlenstoffemissionen pro Besuch wurden anhand des ‘Sustainable Web Design Model’ berechnet, das die Größe der Datenübertragung, die Kohlenstoffintensität des Stroms und den Energieverbrauch von Datenzentren, Netzwerkübertragungen und Endnutzergeräten berücksichtigt.
    
  • Der weltweite Durchschnitt der Kohlenstoffintensität von Strom wurde als Standard für die Berechnungen verwendet. Websites, die grüne Energie verwenden, wurden entsprechend angepasst.

Bewertungssystem:

1. Emissionsstufen:
   • Die extrahierten Daten wurden von A+ (geringste Emissionen) bis F (höchste Emissionen) eingestuft: 
     • A+: ≤ 0.095 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung ≤ 272.51 KB)
     • A: ≤ 0.186 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung ≤ 531.15 KB)
     • B: ≤ 0.341 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung ≤ 975.85 KB)
     • C: ≤ 0.493 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung ≤ 1410.39 KB)
     • D: ≤ 0.656 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung ≤ 1875.01 KB)
     • E: ≤ 0.846 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung ≤ 2419.56 KB)
     • F: > 0.847 Gramm CO2 pro Seitenaufruf (Datenübertragung> 2419.57 KB)

      

Autor dieses Studie

María Fernandez Campos

Als Senior Data Analyst bei DataPulse Research recherchiere, sammle und verwandle ich Datensätze in umsetzbare Erkenntnisse und ermögliche so datenbasierte Erzählungen, die in den Medien Anklang finden. Mit über 5 Jahren Erfahrung in der Datenanalyse und Geschäftsentwicklung in verschiedenen Branchen bin ich darauf spezialisiert, kritische Trends und Muster aufzudecken.