Was Menschen in Europa von der Zeitumstellung halten

Was Menschen in Europa von der Zeitumstellung halten

Das Thema Zeitumstellung beschäftigt Europa, sogar das Europäische Parlament, jedes Jahr aufs Neue. Wie bei so vielen Themen ist auch hier keine Einigkeit vorhanden. Wie sehen Menschen Zeitumstellung und unterschiedliche Zeiten? Die Zahlen zur Beibehaltung sind genauso spannend, wie die Frage, ob die Präferenz bei Sommer- oder Winterzeit liegt.

Deutschland wünscht in der Mehrheit eine Zeit

Die Deutschen sind mit Abstand die Menschen, die sich mit 75 Prozent der Befragten für eine einheitliche Zeit über das ganze Jahr aussprechen. Schweden folgt mit einigem Abstand, 58 Prozent, dahinter. In der Bundesrepublik befürworten nur 18 Prozent den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit. Im Gegensatz zu den Italienern am anderen Ende der Skala, die sich mit 32 Prozent für die Abschaffung, aber mit 56 Prozent für die Beibehaltung des Zeitenwechsels aussprechen. Die Spanier stehen der Frage am ausgewogensten gegenüber. Während 42 Prozent die Zeitumstellung befürworten, wären 46 Prozent mit einer einheitlichen Uhrzeit glücklicher.

Was wird bevorzugt? Sommer- oder Winterzeit?

Bekanntermaßen sind die Winter in Skandinavien länger und dunkler, als beispielsweise in Deutschland. Dennoch sprechen sich in Schweden 51 Prozent der Befragten für eine durchgängige “Winterzeit” aus. Nur 33 Prozent würden die Sommerzeit vorziehen. In allen anderen beispielhaft aufgeführten Ländern verhält es sich genau andersherum, allerdings mit deutlich abweichender Gewichtung.  So bevorzugen 48 Prozent der Deutschen die Beibehaltung der Sommerzeit, Italien und England liegen mit jeweils 59 Prozent bei der Befürwortung gleich auf. Die Spanier führen die Liste der Pro-Sommerzeit-Staaten mit 64 Prozent an, eine deutliche Mehrheit.

Historie der Zeitumstellung   

Während in anderen Staaten, beispielsweise den USA, die Zeitumstellung von jeher üblich ist, wurde sie in Deutschland erst im Jahr 1980, simultan mit der damaligen DDR, eingeführt. Dies geschah im Rahmen einer Übereinkunft des Europarates. Eine europaweite harmonisierte Sommerzeit besteht jedoch erst seit dem Jahr 1996. Hintergrund war, auch in anderen europäischen Staaten, die Erfahrung aus der Ölkrise und dem Wunsch, den Energieverbrauch zu drosseln. Dies sollte am einfachsten durch längere Tage und damit einen geringeren Stromverbrauch gelingen. Bis zum Jahr 1995 konnte jedes Europäische Land verfahren, wie es ihm am sinnvollsten erschien. Erst seit 1996 gibt es eine einheitliche Regelung, von wann bis wann die jährliche Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) gilt. Allerdings gibt es auch Abweichler. Die Ukraine hat 2024 das letzte Mal “an der Uhr gedreht”. Für 2025 verzichtet das Land auf die Sommerzeit. Georgien schaffte die Sommerzeit 2014 ab, Island 1967, Russland 2010 und einige andere ehemalige sowjetische Teilrepubliken. 

Es stellt sich natürlich die Frage, wie hoch die Ersparnis im Hinblick auf Energie tatsächlich ausfällt. Für einen Ein-Personen-Haushalt hat der Wirtschaftsdienst eine Einsparung von 3,85 Euro ermittelt (Quelle: Wirtschaftsdienst)

Die Wurzeln der Sommerzeit in Deutschland reichen aber zurück bis in das deutsche Kaiserreich. Während des Ersten Weltkriegs galt die Sommerzeit von 1916 bis 1919. Im Zuge des  Zweiten Weltkriegs wurde die Sommerzeit ebenfalls wieder eingeführt, diesmal über das Kriegsende hinaus bis 1950.  

Sommerzeit – nicht alle machen mit

Es gibt zu viele Länder auf dieser Welt, um alle einzeln aufzuführen. Wir haben daher eine kontinentale Aufstellung angefertigt, die zeigt, wie die Sommerzeit auf welchem Kontinent verbreitet ist:
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Kontinent Zeitumstellung in 2025 Zeitumstellung abgeschafft Hatten noch nie Zeitumstellungen
Afrika 3 Länder 15 Länder 38 Länder
Asien 4 Länder 28 Länder 19 Länder
Australien & Pazifik 3 Länder 5 Länder 11 Länder
Europa 49 Länder 5 Länder 1 Land
Nordamerika 8 Länder 11 Länder 20 Länder
Südamerika 1 Land 8 Länder 5 Länder

Quelle: timeanddate.de 

Außer in Europa trifft die Zeitumstellung weltweit auf eher verhaltene Zustimmung, respektive sogar Ablehnung. 

Kritik an der Zeitumstellung

Biologen, Human- und Tiermediziner kritisieren die Sommerzeit immer wieder. Der abrupte Wechsel zunächst mit Beginn der Sommerzeit auf eine kürzere Nacht, mit Beginn der Winterzeit durch den spontan vorgezogenen Beginn der Dunkelheit stellt sowohl für Menschen als auch für Tiere eine biologische Belastung dar. Die Zahl der Wildunfälle mit Wildtieren, die dämmerungsaktiv sind, steigt mit der Zeitumstellung. Das Fraunhofer-Institut hat nachgewiesen, dass es zweimal im Jahr deutliche Spitzen bei den Wildunfällen gibt – an den Tagen nach der Zeitumstellung (Quelle: Tagesschau). Laut einer Studie der Krankenkasse DAK gibt das Gros der Befragten an, durch die Zeitumstellung gesundheitliche Einbußen hinnehmen zu müssen (Quelle: DAK). 

Für Menschen liest sich die Liste der Nachteile folgendermaßen:

  • Störungen des Schlafrhythmus/Biorhythmus,
  • erhöhtes Aufkommen an Verkehrsunfällen,
  • reduzierte Leistung am Arbeitsplatz,
  • Mehrverbrauch an Heizenergie,
  • Mehrverbrauch an Treibstoff.

(Quelle: Wirtschaftsdienst)

Was bringt die Zukunft?

Zwar hat das Europäische Parlament schon im Jahr 2019 dafür gestimmt, den Zeitenwechsel ab 2021 wieder abzuschaffen, nur passiert ist nichts. Trotz des Beschlusses können sich die Mitgliedsstaaten nicht einigen, der Beschluss liegt auf Eis und was bleibt ist das Warten, dass vielleicht doch noch einmal etwas passiert. Bis dahin orientieren sich die Menschen bezüglich der Frage “wird jetzt vor oder zurückgestellt” an der Eselsbrücke, dass im Frühjahr die Gartenmöbel vor die Tür gestellt werden und im Winter zurück in das Haus kommen. 

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