Tagesgeld oder Festgeld für ein Jahr?

Tagesgeld oder Festgeld für ein Jahr?

Tagesgelder sind heute nicht mehr wegzudenken. Sie haben das Sparbuch im täglichen Leben fast komplett abgelöst, auch wenn das eine oder andere Sparbuch noch in den Vitrinen schlummert oder als Kautionssparbuch genutzt wird. Der Vorteil des Tagesgeldes gegenüber dem Sparbuch liegt in der sofortigen Verfügbarkeit des gesamten Anlagebetrages, ohne dass Strafzinsen fällig werden. Zinsfreie Abhebungen sind bis zu 2.000 Euro pro Monat möglich. Soll die Verfügung höher ausfallen, muss der Betrag entweder drei Monate im Voraus gekündigt werden oder es fallen Vorschusszinsen an. Hier schlägt das Pendel klar zugunsten des Tagesgeldes aus. Wie sieht es aber im Vergleich zum Festgeld mit einer überschaubaren Laufzeit von zwölf Monaten aus?

Unterschied Tagesgeld und Festgeld

Tagesgelder sind täglich in voller Höhe und ohne Strafzinsen verfügbar, ähnlich dem Guthaben auf einem Girokonto. Bei Festgeldern oder Termingeldern dagegen vereinbaren Bank und Kunde eine bestimmte Frist, für die ein bestimmter Betrag angelegt ist. Der Anlagebetrag kann während der Laufzeit nicht verändert werden. Je nach Institut belaufen sich die Anlagezeiträume auf Dauern zwischen 30 Tagen und zehn Jahren. Üblicherweise gilt, dass der Zinssatz mit der Länge der Festlegung steigt.  

Geld möglicherweise ohne Ausweg gebunden

Wer also auf sein Geld verzichten konnte, ließ sich durchaus von dem leichten Zinsvorteil bei einjähriger Zinsbindung anziehen. Allerdings gibt es auch bei kurzer Laufzeit für Anleger ein echtes Risiko. Bei einem Festgeld verzichtet der Anleger vertraglich auf eine vorzeitige Verfügung seines Guthabens. Einige Banken legen diesen Verfügungsverzicht so eng aus, dass auch eine wirtschaftliche Notlage keine vorzeitige Vertragsauflösung, gegebenenfalls mit Strafzinsen, vorsieht. Die lakonische Information des “Kundenservice” beschränkt sich in diesem Fall auf die Möglichkeit der Kreditaufnahme. Anleger, die sich zugunsten höherer Zinsen für eine Festlegung entscheiden, sollten das Kleingedruckte des Instituts in diesem Fall genau lesen.     

Zinsen nicht ausschließlich entscheidender Faktor

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Entwicklung von Tagesgeld und Festgeld mit einer Laufzeit von einem Jahr in der Zeit von Januar 2017 bis Ende 2023. Abgesehen von dem geradezu statischen Verhalten der Durchschnittszinskurven in den ersten Jahren gab es leichte Zinsvorteile zugunsten des Festgeldes. Bewegung kam auf, als die EZB ihr restriktives Zinsprogramm lockerte und den Anlegern längst vergessene Renditemöglichkeiten eröffnete. Allerdings müssen wir anmerken, dass es im Einzelfall nicht ganz so statisch war, wie es die Zahlen suggerieren. Der Kampf um Kunden ließ immer wieder Ausreißer zu, die mit zeitlich begrenzten Bonuszinsen Neukunden einwerben sollten.

Tagesgelder – das Betätigungsfeld für Jäger und Sammler

Im Vergleich zu anderen Geldanlagen sind Tages- und Festgelder so spannend wie das Telefonbuch. Dennoch verursachen sie bei dem einen oder anderen Sparer ein ungeahntes Spannungsgefühl, Jagdfieber. In Deutschland besitzen rund 19,1 Millionen Menschen ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto (Quelle: com.statista.de). Für die Banken ein nicht zu unterschätzendes Potenzial, um  Neukunden und frisches Geld einzuwerben. Ein Tagesgeldkonto aufzulösen und ein neues zu eröffnen, ist ohne Kosten und ohne Aufwand möglich. Die Geldhäuser bieten Neukunden für einen bestimmten Zeitraum, beispielsweise sechs Monate für einen maximalen Anlagebetrag einen überdurchschnittlich hohen Zinssatz. Die Jäger und Sammler unter den Anlegern sind mittels Tagesgeldvergleichen täglich auf der Suche nach neuen oder besseren Angeboten, um kein zehntel Prozent an Zinsen für ihr Eingemachtes zu verpassen. Ist die Frist für den Sonderzins abgelaufen, und es droht der marktübliche Zinssatz, geht es weiter zur nächsten Bank – die Zinsnomanden sind auf Wanderschaft. 

Das Kalkül der Banken ist, dass der eine oder andere Anleger einfach zu bequem ist, das Konto wieder aufzulösen, die Gelder belässt und das Institut so einen neuen Kunden (gut für die Statistik) und billige Refinanzierungsmittel generiert hat.

Festgeld und Fonds – die fiese Kombination

Eine große deutsche Bank gleichen Namens bot Neukunden eine besonders “attraktive” Anlagevariante an. Der Anlagebetrag, mindestens 10.000 Euro, wurde je zur Hälfte in ein Festgeld mit sechsmonatiger oder einjähriger Laufzeit zu überdurchschnittlichem Zins, beispielsweise drei oder fünf Prozent angelegt. Die andere Hälfte des Geldes wurde in einen von der Bank vorbestimmten Fonds, beispielsweise den Vermögensbildungsfonds I, investiert. Klingt gut, oder? 

Leider nur, wenn man nicht berücksichtigt, dass der Ausgabeaufschlag für den Fonds fünf Prozent und die jährliche Verwaltungsgebühr 1,45 Prozent beträgt. Beides Positionen, auf die das Institut auch bei Marketingkampagnen nicht verzichtet, denn auf die Einnahme des  Agios zielt das ganze Spiel ja ab. Damit sich das Festgeld lohnt, muss der Fonds im ersten Jahr folglich mindestens 6,45 Prozent Performance zeigen – sonst hat der Sparer mit Zitronen gehandelt…

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