Deutschland: Höchster Strompreis in der EU

Deutschland: Höchster Strompreis in der EU

Deutschland sieht sich gerne als Vorreiter und an der Spitze. zum Leidwesen seiner Bürgerinnen und Bürger steht das Land auch bei den Strompreisen innerhalb der EU ganz oben. Dabei ist nicht einmal der Grundpreis für die Kilowattstunde der europäische Spitzenwert. Luxemburg liegt gleich auf, Italien, die Niederlande und Irland übertreffen Deutschland bei den reinen Energiekosten. Die Frage ist also: Was treibt die Preise?

 

Strompreise – im magischen Dreieck zwischen Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit und Energieversorgung

Fakt ist, dass die Energiewende im wahrsten Sinne des Wortes ihren Preis fordert. Die Stromrechnung besteht im Grunde aus drei Abschnitten. Neben den reinen Kosten für die Energie fallen noch Steuern und Netzentgelte an. 

 

Steuern:

  • Mehrwertsteuer (MwSt.)
  • Stromsteuer auf den Verbrauch
  • Konzessionsabgabe an Kommunen für Nutzung öffentlicher Wege für Strom- und Erdgasleitungen
  • EEG-Umlage
  • Umlagen nach Par. 19 Stromnetzentgeltverordnung
  • Offshore-Umlagen
  • Umlagen gemäß Kraftwärmekopplungsgesetz (KWKG)
  • Umlagen für abschaltbare Lasten

Netzentgelte:

  • Kosten für Stromtransport, Energieverteilung, Pflege und Erhalt des Energienetzes
  • Messstellenbetrieb
  • Kosten für Messung und Bereitstellung der Zählerdaten

Sonstiges:

  • Energieeinkauf
  • Vertrieb
  • Service

 

Alle diese Positionen ergeben unter dem Strich die Bruttokosten, die dem Endverbraucher in Rechnung gestellt werden. 

Steuern und Abgaben – Deutschland nur an zweiter Stelle

Mit Steuern und Abgaben liegt Deutschland mit 11,7 Cent/kWh nur an zweiter Stelle hinter Dänemark. Dort zahlen die Verbraucher immerhin 13,3 Cent / kWh. Da die reinen Energiekosten in Dänemark allerdings mit 18,6 Cent mehr als zehn Cent unter den Kosten in Deutschland liegen, schneidet Dänemark am Ende deutlich günstiger ab.

Wie kommt es, dass in Dänemark der Grundpreis so günstig ausfällt? Dänemark generierte im Jahr 2024 rund 83% Strom aus kohlenstoffarmen Quellen. Auf Windkraft entfielen 59 Prozent, auf Solarenergie elf Prozent und ein Drittel aus Biokraftstoff. 

In Deutschland stieg Windkraft mit einem Anteil von 24,7 Prozent im dritten Quartal 2024 zur wichtigsten Energiequelle auf, gefolgt von Fotovoltaik mit 23,8 Prozent. Kohle rangiert mit 21,4 Prozent nur noch an dritter Stelle. Erdgas brachte es noch auf 11,4 Prozent. 

Biogas und Wasserkraft kamen zusammen auf 11,8 Prozent. Bei diesen Zahlen handelt es sich nur um den in Deutschland produzierten Strom, nicht berücksichtigt sind Zukäufe, beispielsweise Atomstrom, aus dem Ausland. (Quelle: Destatis). Da sich Deutschland, im Gegensatz zu Dänemark, immer noch in der Energiewende befindet, Strom teuer dazu gekauft werden muss und Kohle nach wie vor einen relativ hohen Anteil hat, wird der Grundpreis in Deutschland vermutlich noch eine ganze Weile deutlich über dem dänischen Preis liegen.

Subvention statt Abgaben – einige Länder machen es vor

Strom als Potenzial für soziale Spannungen – das hätte sich vor einigen Jahren auch noch keiner gedacht. Unser Leben hängt von Strom ab und wer ihn nicht mehr bezahlen kann, dem nutzt kein Breitbandinternet, kein 5G und kein E-Auto – er ist raus aus dem aktiven Leben.

Wie unserer Grafik zu entnehmen ist, steuern vier Länder in der EU diesem Risiko ihrer Bürger entgegen. Irland, Österreich, die Niederlande und Luxemburg verzichten auf zusätzliche Abgaben zum reinen Strompreis und subventionieren stattdessen die Stromkosten. Die Bürger dort können sich über negative Steuern freuen.

Wie düster sind die Aussichten für deutsche Stromkunden?

Wer die Rechnung nicht mehr bezahlen kann, bei dem gehen die Lichter aus und dann wird es wahrlich düster. Steigende Strompreise sind aber auch für andere Ziele ein düsteres Szenario. Für E-Bikes und E-Autos verliert mit steigenden Strompreisen die Rentabilitätsprognose ihre Glaubwürdigkeit, Autobesitzer bleiben weiterhin ihrem alten Verbrenner treu. 

Fakt ist, dass die Politik an der Energiewende festhält, festhalten muss, und diese bezahlt werden muss. Die EEG wird vermutlich ein mindestens ebenso langes Leben haben, wie der ursprünglich auf wenige Jahre angelegte Solidaritätszuschlag. Im Zweifelsfall lässt sich mit den Einnahmen die Bundesbahn teilsanieren. Auch für die anderen unter “Umlagen” aufgeführten Kosten wird es kaum ein zeitnahes Ende geben, von einer Umkehr der Abgaben in Subventionen ganz zu schweigen. Deutschland wird bei den Strompreisen vermutlich seiner europäischen Vorreiterrolle treu bleiben. 

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