Staatsverschuldung vs Bruttosozialprodukt – so sieht es in der EU aus

Staatsverschuldung vs Bruttosozialprodukt - so sieht es in der EU aus

Mit der Verabschiedung des 500 Milliarden Euro schweren Investitionspakets im März 2025 durch den Bundestag hat das Thema Staatsverschuldung in Deutschland erneut an Aufmerksamkeit gewonnen. 2,5 Billionen Euro beträgt die aktuelle Verschuldung, jetzt kommen noch einmal 500 Milliarden dazu – Geld, das irgendwie auch wieder verdient werden muss. Üblicherweise erfolgt die Finanzierung durch Steuereinnahmen. Diese wiederum resultieren aus dem ehemals als Bruttosozialprodukt bezeichneten, seit 1999 als Bruttonationaleinkommen (BNP) bekannten Erlösen aus allen im Inland erbrachten Warengeschäften und Dienstleistungen. Ob der Verschuldungsgrad eines Landes gesund ist oder kritisch, lässt sich am Bruttoinlandsprodukt ablesen. Das Wirtschaftswachstum als weiterer Indikator und Prognoseinstrument zeigt, ob die Schulden auch künftig beglichen werden können. 

Corona ließ die Schulden nach oben schnellen

Die Corona-Pandemie brachte viele Unternehmen in massive Bedrängnis. Um Masseninsolvenzen zu vermeiden, waren Staaten weltweit gefordert, aktive Unterstützung zu gewährleisten. Diese unvorhergesehenen Ausgaben ließen die Staatsverschuldung in die Höhe schnellen und die Ratio von Schulden zu BNP steigen.   

Griechenland, durch die Finanzkrise 2009 am schlimmsten in Europa gebeutelt, war schon immer etwas “offensiver”, was die Staatsverschuldung anging. Als Folge von Corona explodierte diese im europäischen Vergleich förmlich. Allerdings muss man den Griechen Respekt zollen, da es ihnen gelungen ist, die Ratio zu Beginn 2025 auf eine Größenordnung niedriger als im Jahr 2015 zu drücken. 

Selbiges geschah in Italien, allerdings mit einem gewaltigen Unterschied im Vergleich zu beispielsweise Frankreich. Italien konnte die Verschuldungsquote wieder senken, während sie in Frankreich stabil blieb. Gleiches gilt im Übrigen auch für das Schulden-Vorzeigekind der EU, Estland. Trotz der in früheren Jahren konsequenten Fiskalpolitik ist es den Balten nicht gelungen, die Relation zwischen BIP und Staatsverschuldung wieder auf das Niveau vor Corona zu senken. 

Deutschland spiegelt, mit damals noch etwas besseren Daten als vermutlich zukünftig, die europäische Gesamtsituation wider, der Verlauf verhält sich quasi eins zu eins.

Das Wirtschaftswachstum als wesentlicher Faktor

Die Entwicklung des Bruttonationaleinkommen als Summe aller Erlöse wirtschaftlicher Transaktionen hängt natürlich von seinem Wachstum, dem Wirtschaftswachstum, ab. Es ist schwierig, bei sinkendem Wachstum steigende Erträge zu generieren. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf die europäischen Daten. 

Beginnen wir mit Deutschland. Lag das Wachstum im Jahr 2022 noch bei 1,4 Prozent, fiel es im Jahr 2023 auf minus 0,3 Prozent, 2023 auf minus 0,2 und wird für 2025 mit null Prozent prognostiziert. Für das Jahr 2026 soll es eine Entwarnung mit 1,1 Prozent geben (Quelle: Statista). 

Beispiel Italien

Schauen wir einmal auf die Zahlen Italiens, die seit Jahrzehnten als Synonym für fiskalischen Leichtsinn und Disziplinlosigkeit stehen. Im Jahr 2020 lagen sie noch bei bemerkenswerten minus 8,8 Prozent, arbeiteten sich aber im Folgejahr auf 8,93 Prozent hoch, fielen dann auf 4,66 Prozent im Jahr 2022 und haben sich seitdem bei leicht über 0,7 Prozent einschließlich der Prognosen für die kommenden Jahre stabilisiert. Im Wirtschaftswachstum hat Italien gegenüber Deutschland die Nase vorne (Quelle: Statista). 

Italien hat sich übrigens mit einer soliden erhöhten Staatsverschuldung wie Münchhausen am eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen. Das Programm ‚Superbonus 110‘ (2020–2022) subventionierte energetische Modernisierungsmaßnahmen an Gebäuden mit bis zu 110 Prozent. Die Bauwirtschaft erfuhr einen unglaublichen Boom und war komplett ausgelastet. Die Kosten: 220 Milliarden Euro. Das Ergebnis: Superbonus 110 trug in den Jahren 2021 und 2022 zu zwei Dritteln zum Wirtschaftswachstum bei, es entstanden 170.000 Arbeitsplätze und die Haushalte sparen alle zwei Jahre in der Summe neun Milliarden Euro an Stromkosten (Quelle: diebaz.com).

Spitzenreiter beim Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 war übrigens Malta mit 6,7 Prozent. Das Schlusslicht bildete Irland mit minus 5,5 Prozent bei einem EU-Mittelwert von 0,4 Prozent (Quelle: Destatis).     

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