Die Tatsache, dass das Christentum in Deutschland am weitesten verbreitet ist, gilt eigentlich als Selbstverständlichkeit. Ebenso die Tatsache, dass Atheismus an zweiter Stelle folgt. Es bleibt allerdings die Frage, wie sich die Mitgliederzahl nicht nur der christlichen Kirchen entwickelt hat und entwickeln wird.
Skandale fordern ihren Tribut
Gerade die katholische Kirche wurde in den letzten Jahren immer wieder von Missbrauchsskandalen erschüttert. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass Mitglieder, die zwar aus familiärer Tradition getauft wurden, aber faktisch atheistisch ausgerichtet sind, überlegt haben, künftig lieber die Kirchensteuer zu sparen, als fragwürdige Aktivitäten zu unterstützen.
Entwicklung der letzten Jahre
Seit 2020 schrumpfte der Anteil der christlichen Kirchen in der Summe von 53 Prozent (Quelle: fowid) auf 50 Prozent. Der Islam konnte dagegen seit dem Jahr 2020 seinen prozentualen Anteil in der Bevölkerung von 6,4 bis 6,7 Prozent, genauere Zahlen legt das Bundesinnenministerium nicht vor (Quelle: BMI), auf 8,5 Prozent erhöhen.
Der Anteil der jüdischen Bürger und Bürgerinnen in Deutschland stieg laut der “Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland” von 0,1 Prozent im Jahr 2018 auf nun 0,3 Prozent. Ursächlich dafür sei der Zuzug osteuropäischer Staatsbürger und Staatsbürgerinnen.
Für diejenigen, die sich weniger mit der Verbreitung religiöser Anschauungen in Deutschland beschäftigen, dürfte die Tatsache, dass Hinduismus und Buddhismus stärker als die jüdische Glaubensgemeinschaft ausfällt, verwunderlich sein.
Was bedeutet die Entwicklung der Religionsgemeinschaften in Deutschland für die Zukunft?
Unstrittig ist, dass der Negativtrend der Mitglieder bei den christlichen Kirchen kaum gestoppt werden wird. Gerade die verkrusteten Strukturen der katholischen Kirche erschweren den Zugang für junge Menschen. Ohne zeitgemäße Anpassungen fehlt für die jüngeren Generationen die Legitimation. Die Zahl der konfessionslosen Bürgerinnen und Bürger mit europäischen Wurzeln wird sich im Laufe der Zeit weiter erhöhen.
Der Zuzug aus Vorderasien und Afrika auf der anderen Seite erhöht die Zahl muslimischer Gläubiger in Deutschland. Die muslimische Glaubensgemeinde hat bereits durch türkische und türkischstämmige Mitbürgerinnen und Mitbürger eine stabile Basis erlangt. Die traditionell-autoritäre Einbindung der einzelnen Personen in die Glaubensgemeinschaft verhindert die Erosion bei den Mitgliedern.