Reichtum in Deutschland

Reichtum in Deutschland

Milliardäre beherrschen zurzeit inhaltlich die Medien. Elon Musk wäre gerne der wirkliche Präsident der USA und Jeff Bezos sorgt mit seiner anstehenden dreitägigen Dauerhochzeit in Venedig für Schlagzeilen. Wie sieht es aber bei den Menschen in Deutschland aus, den “Normalos”?
Fünf Prozent der Bevölkerung, die sich in dieser Grafik wiederfinden, werden mit ihrer finanziellen Situation alles andere als zufrieden sein. Ihr Nettovermögen bewegt sich im negativen Bereich. Diese Tatsache ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Weist das Depot einen Kurswert von 200.000 Euro auf, die Immobilie ist aber mit einer Restschuld von 220.000 Euro belastet, läuft das Nettovermögen mit 20.000 Euro ins Minus. Dennoch dürfte dies die Ausnahme sein – die genannten fünf Prozent sind in den meisten Fällen ohne Guthaben und nur verschuldet. Glücklicher ist, wer den bundesrepublikanischen Durchschnitt repräsentiert. Dieser Personenkreis ist nicht reich, verfügt mit einem Guthaben von 22.800 Euro aber über ein gewisses Sicherheitspolster.

Reich und doch kein Geld – die geerbte Immobilie
Die Definition von Reichtum des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht bei der Reichtumsdefinition von einem Nettovermögen von 200.000 Euro aus. Die in den späten 50er- und 60er-Jahren gebauten Einfamilienhäuser befinden sich heute oft in 1A-Lagen. Der Substanzwert fällt eher gering aus, aber durch das Grundstück wird schnell ein Wert von weit über 200.000 Euro erreicht. Erben Personen, die im Niedriglohnsektor tätig sind, eine solche Immobilie von ihren Eltern, gelten sie gemäß DIW als “reich” – dennoch fehlt unter Umständen das Geld, um die Fassade oder das Haus energieeffizient zu sanieren. Dieses Beispiel zeigt, dass Reichtum nicht nur eine Definition des Nettovermögens ist.

Die reichsten Deutschen bleiben seit Jahren unter sich
Die Familien der reichsten Deutschen trotzen seit Jahrzehnten allen Wirtschaftskrisen. Während Kleinunternehmer und Mittelständlerinnen aufgrund von Konjunkturflauten in die Insolvenz gehen müssen, sind die finanziellen Polster der monetären Eliten dick genug, um Schwierigkeiten abzufangen.

Die Familien Albrecht wissen: Gegessen wird immer. Und je geringer das Einkommen ausfällt, desto wichtiger wird der Discounter. Dabei nehmen die Albrecht-Familien noch nicht einmal den Spitzenplatz in Deutschland ein. Dieter Schwarz, Gründer und Eigentümer der Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Netto, lag laut Forbes im April 2025 mit 41,2 Milliarden US-Dollar an der Spitze. Klaus-Michael Kühne, Mehrheitseigentümer der Spedition Kühne und Nagel, folgte auf Rang zwei.

Die Familien Klatten und Quandt, quasi die BMW-Dynastie, sind ebenso in der Spitzengruppe vertreten wie die Baumaschinen-Familie Würth. Auch die Familie von Andreas von Bechtolsheim gehört zu den zehn reichsten Familien Deutschlands, obwohl sein Name vielen unbekannt ist. Andreas von Bechtolsheim war einer der Gründer von Sun Microsystems.

Das Vermögen der 0,1 Prozent der reichsten Deutschen lässt sich nicht festlegen
Das Vermögen von Kleinsparenden, die ihre Gelder in Tagesgeld oder Festgeld anlegen, lässt sich auf den Cent genau bestimmen. Bei Menschen, die in Aktien investieren, wird es schon etwas schwieriger. Der Club der Milliardäre und Milliardärinnen verfügt jedoch nicht nur über festverzinsliche Anlagen oder Aktienpakete, sondern auch über Produktiv- oder Umlaufvermögen.
Beispiel: Die Familien Albrecht. Der Warenbestand von ALDI ist Teil der Unternehmenszweige. Mit dem Ankauf von Waren sinkt zunächst das Vermögen, weil Gelder abfließen und Waren zufließen, die sich im Wert die Waage halten. Mit dem Abverkauf der Waren zu einem höheren als dem Einkaufspreis steigt das Vermögen wieder. Dazu kommen Zahlungsziele mit den Lieferanten und Lieferantinnen, die hinter dem Abverkaufszeitraum liegen. Dadurch entstehen zusätzliche Zinsgewinne.

Es ist daher nicht einfach, den tatsächlichen Reichtum taggenau in diesen Größenordnungen zu bestimmen. Deshalb wird auf ein hohes Konfidenzintervall hingewiesen. Zur Erklärung: Das Konfidenzintervall gibt einen wahrscheinlichen Wert an, der auf Grundlage von Statistiken – nicht konkreter Daten – ermittelt wurde.

Der langfristige Ausblick
Sofern keine Wirtschaftskrise mit ähnlichen Auswirkungen wie in den frühen 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eintritt, werden sich die Reichtumsverhältnisse wenig ändern. Allerdings weisen Experten und Expertinnen darauf hin, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland wieder auseinandergeht.
Die “Willy-Brandt-Jahre” mit einer Annäherung seien laut Journalist Jens Berger verstrichen. Kinder von Akademikern und Akademikerinnen dominieren wieder stärker die Universitäten, und Armut und Reichtum seien erneut stärker geschlechtsspezifisch verteilt – Frauen stünden dabei häufiger für Armut (Quelle:  swr.de

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