Nur zwei Länder in Europa haben eine gute Luftqualität

Luftqualität in Europa

Die Weltgesundheitsorganisation World Health Organization (WHO) gibt als Richtwert für nicht-gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastung eine Menge von fünf Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft an. In Europa erfüllen gerade einmal zwei Länder diese Vorgaben, Island und Estland. Bosnien bildet das Schlusslicht, “Resteuropa” tummelt sich im Mittelfeld. Deutschland liegt zusammen mit den meisten süd-, west- und nordeuropäischen Ländern im Rahmen der fünfstufigen Skala immerhin noch in Stufe zwei, Italien fällt mit Osteuropa und dem Balkan in die dritte Kategorie. Die Stadt mit der höchsten Feinstaubbelastung in Deutschland 2024 war Augsburg, am saubersten war die Luft in Hamburg (Quelle: iqair.com). Die Frage ist natürlich, was haben Island und Estland dem Rest Europas voraus und warum schneidet beispielsweise Italien so schlecht ab?

Island setzt auf regenerative Energie

Island hat zwei Vorteile bezüglich regenerativer Energie. Seine geografische Lage zeigt sich theoretisch ideal für Windenergie, der vulkanische Untergrund ist ein Paradies für Anhänger der Geothermie. Island hat sich frühzeitig für erneuerbare Energien entschieden und erntet heute die Früchte in Form von Energieüberschüssen, Straßen, die im Winter zwecks Eisfreiheit beheizt werden und der saubersten Luft in Europa. Allerdings lag der Schwerpunkt bislang auf Geothermie. Im Jahr 2024 wurde jedoch ein Vertrag mit einem deutschen Hersteller für die Gestehung eines gigantischen Off-shore Windparks geschlossen, um auch diese Energiequelle optimal zu nutzen.  

Estlands saubere Luft basiert auf drei Faktoren

Natürlich ist der Einsatz regenerativer Energie ein entscheidender Faktor für saubere Luft, keine Frage. Die Forschung und ständige Verbesserung sind ein wesentlicher Bestandteil estnischer Energiepolitik. In Estland spielen aber noch zwei weitere Dinge in die Luftreinheit hinein. Das Land ist nur recht dünn besiedelt. Die Bevölkerungsdichte beträgt gerade einmal 31 Personen pro Quadratkilometer (1,32 Millionen Einwohner Stand 2022). Der dritte Faktor ist die waldreiche Landschaft Estlands. Wälder sind bekanntermaßen die Luftfilter dieser Welt. Wo aufgrund weniger Einwohner wenig geheizt wird, kann ein Wald deutlich leichter die Luft reinhalten.

Italien als klimatisches Sorgenkind Westeuropas

So, wie es in Estland und Island mehrere Gründe für die extrem saubere Luft gibt, finden sich in Italien verschiedene Gründe für das schlechte Abschneiden im Vergleich zu anderen westeuropäischen Nationen. Beginnen wir im Norden mit der Brennerautobahn. Die A 22 wurde im Jahr 2022 von 15 Millionen Fahrzeugen genutzt, laut Südtirolnews ein absoluter Spitzenwert. Die Fahrt vom Brenner nach Verona führt durch ein malerisches Tal, links und rechts von Bergen gesäumt – und da liegt das Problem: Der Luftaustausch findet nur bedingt statt, die Luftverschmutzung in Trentino – Alto Adige ist fatal.

Italien heizt überwiegend mit Erdgas und Kohle. Zwar hatte sich das Land verpflichtet, bis 2025 alle Kohlekraftwerke stillzulegen, reaktivierte aber im Gegenteil im Rahmen des Ukrainekrieges wieder drei bereits abgeschaltete Kraftwerke.

Die italienische Bevölkerung ist sich allerdings ihrer unrühmlichen Rolle bewusst. Die malerischen Häuser in den Altstädten bestechen zwar durch ihr Aussehen. Das Innenleben ist in Bezug auf Energieeffizienz allerdings alles andere als schön. Die Regierung Conte hatte im Zuge von Corona daher den “Superbonus 110 Prozent” in das Leben gerufen. Die Bauwirtschaft, die coronabedingt am Boden war, sollte durch das Ankurbeln von Energieeffizienzmaßnahmen “reanimiert” werden und gleichzeitig die schlechte Bausubstanz bei vielen italienischen Häusern optimiert werden. Der Staat unterstützte dies mit einem Bonus für Eigentümer und Eigentümerinnen in Höhe von 110 Prozent der Kosten, 100 Prozent Kostenübernahmen, zehn Prozent für etwaige Nebenkosten. Aufgrund der gigantischen Nachfrage, die alle Prognosen übertraf, 480.000 Gebäude und Schlösser wurden saniert, hat der Staat das Programm aber wieder heruntergefahren (Quelle: Südtirolnews).

Der Erfolg war dennoch gegeben, die Bauwirtschaft hat sich erholt und die Luftverschmutzung konnte durch energiesparende bauliche Veränderungen reduziert werden.

Europa sollte die Grenzwerte erreichen

Blicken wir noch einmal auf unsere Karte, sollte es für Westeuropa doch ein Anreiz sein, großflächig zu den “blauen Staaten” zu zählen. Immerhin liegen alle Länder nahe an der Schwelle zur Luftreinheit. Der Trend zu sauberen Energien, Wind, Sonne oder Wasser, um nur drei zu nennen, hält nicht nur an, sondern wird immer stärker.       

Related Posts

We turn data into headlines

Hire us to create data-driven studies that capture media attention.

We turn data into headlines

Hire us to create data-driven studies that capture media attention.