Frauen bei Löhnen weiter benachteiligt

Keine Besserung in Sicht: Frauen bei Löhnen weiter benachteiligt

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – so die Utopie der Politik und der Arbeitssoziologen. Die Wahrheit sieht anders aus. Nach wie vor verdienen Frauen EU-weit weniger als Männer. Alle Versuche, allen voran das im Jahr 2017 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz, ändern nichts an diesem Sachverhalt. Die Zahlen belegen dies.

Platz vier in Europa ist für Deutschland genauso unrühmlich, wie die Tatsache, dass die Lohnlücke, das Gender Pay Gap, seit dem Jahr 2020 stabil bei 18 Prozent steht. Der erfreuliche Trend der Annäherung der Lohnkurven von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hält inne. 

Was sind die Gründe für das Lohndefizit bei Frauen?

Die Ursachen sind alle als “geschlechtsspezifisch” einzuordnen. Bei der Berufswahl tendieren Frauen stärker zu sozialen Berufen. Diese sind gesellschaftlich wichtig, zahlen aber weniger als Marketing oder Investmentbanking. In den MINT-Berufen sind Frauen ebenfalls weniger vertreten.

Mutterschaft ist der nächste Einschnitt in der Karriere- und Einkommensleiter. Trotz Elternzeit und Elternzeit Plus sind es die Frauen, die überwiegend “zu Hause” bleiben. Der Wiedereinstieg in den Beruf erfolgt meist über Teilzeitjobs. Einige Arbeitgeber vertreten nach wie vor die Auffassung, Mütter fehlen häufiger, da sie sich um ihre kranken Kinder kümmern müssten. Eine Bank, die eine “Halbtagsdirektorin” einstellt, sucht man auch 2024 vergeblich. Frauen sind daher überdurchschnittlich auch bei entsprechender Qualifikation im Mittel- und Niedriglohnsektor vertreten. 

Sind die Kinder alt genug, dass Mütter einer Ganztagstätigkeit nachgehen könnten, fehlt häufig aufgrund der Weiterentwicklung in der jeweiligen Branche die Qualifikation, um in eine besser bezahlte Tätigkeit einzusteigen. Andererseits steht oft die Pflege eines Elternteils an. In der Regel liegen die ersten Jahre dabei in den Händen der Tochter.

Man muss an dieser Stelle anmerken, dass Länder wie Frankreich Frauen durch bessere Kinderbetreuung einen leichteren Wiedereinstieg in das Berufsleben ermöglichen. Fast die Hälfte, 49 Prozent der berufstätigen Frauen in Deutschland, arbeiten in Teilzeit.   

Die  Statistik berücksichtigt nicht die Benachteiligung von Frauen, trotz Tarifverträgen, bei gleicher Arbeit und Leistung.

Welche Möglichkeiten bieten sich zur Nivellierung der ungleichen Löhne in der Zukunft?

Ein Anfang wäre es, in die Länder zu schauen, in denen die Gender Pay Gap niedriger ausfällt und einfach deren Systeme übernehmen. Luxemburg mit 0,7 Prozent Differenz scheint irgendetwas “ganz anders “ zu machen. Italien rangiert mit 4,2 Prozent auf Rang vier, hinter Rumänien mit 2,4 und Slowenien mit 3,1 Prozent.

Vor dem Hintergrund, dass Kinder- und Elternpflege ein Hauptgrund für die ungleichen Lohnverhältnisse sind, wäre ein Ansatz, die desaströse Kinderbetreuung und Pflegesituation in den Griff zu bekommen. Nur – wer macht’s? 

Wie beschrieben, sind es Frauen, die überwiegend in diesen schlecht bezahlten Berufen arbeiten. Der erste Schritt wäre, das Lohnniveau in den sozialen Berufen auf ein Level zu heben, das den Leistungen, die erbracht werden, entspricht. Damit würden zum einen das Gender Pay Gap weiter geschlossen, zum anderen die beiden Brennpunkte Kinderbetreuung und (Alten-)Pflege zielführend angegangen werden. Beide Berufsbilder sind gesellschaftlich relevanter als die besser bezahlten Webtexter oder Kreativdirektoren in einer Marketing-Agentur.

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