Täglich wird in den Medien über neue Insolvenzen berichtet. Dabei spielt es kaum noch eine branchenspezifische Rolle. Modehäuser, Restaurantketten, Schuhgeschäfte oder Bauunternehmen – es betrifft alle Sektoren der Wirtschaft. Die Hintergründe sind bei den einzelnen Branchen jedoch unterschiedlich. Fasst man die einzelnen Sparten im Baugewerbe zusammen, liegt dieser Geschäftszweig mit Abstand an der Spitze. Wie sieht es im Detail mit der Insolvenzschwemme aus?
Der Trend bei Insolvenzen zeigt nach oben
Im ersten Quartal 2025 stieg die Zahl der bundesweiten Insolvenzen gegenüber dem Jahr 2020 um 52 Prozent. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle nennt dafür drei Gründe:
- Das Ende der Coronahilfen
- gestiegene Kreditzinsen
- aufgeschobene, durch Coronahilfen verschleppte Insolvenzen
(Quelle: MDR)
Insolvenzgründe auch branchenspezifisch
Schauen wir einmal drei Branchen näher an. Betrachtet man die einzelnen Bereiche der Baubranche getrennt, liegt der Sektor der Kurier- und Postdienste an der Spitze. Eigentlich, so die Vermutung, müsste durch den Onlinehandel diese Branche florieren. Vom Arbeitsaufwand tut sie das auch – die Fahrer und Fahrerinnen arbeiten oftmals am Rande ihrer Physis. Tätig für die großen Unternehmen wie UPS oder GLS sind sie allerdings die Subunternehmer*innen von Subunternehmen der Zustelldienste und als solche Selbstständige. Fahrzeug- und Treibstoffkosten gehen im Zweifelsfall auf eigene Rechnung und das bei sinkenden Margen. Der Verdrängungswettbewerb ist hart. Wer nicht fährt, verdient kein Geld und Benzinkosten oder Krankheit sind quasi das Insolvenzrisiko.
Bauunternehmen kämpfen mit fehlenden Arbeitskräften und enorm angestiegenen Preisen für Baustoffe. Holz, nach wie vor auf dem Bau notwendiger Bestandteil, ist preislich förmlich explodiert. Europaletten, von Messestandbauern und -bauerinnen gerne als Material genutzt, kosteten vor der Pandemie fünf Euro das Stück, im Herbst 2022 rund 50 Euro. Für Bauträger und Bauträgerinnen wurde es billiger, sich aus Festpreis-Verträgen bei den Kunden mit fünfstelligen Beträgen herauszukaufen, als aufgrund der Materialpreise am Ende noch mehr darauf zu zahlen.
Die Insolvenzrisiken der Gastronomie resultieren ebenfalls aus zwei Sachverhalten. Zum einen können Restaurants teilweise nicht mehr wie gewohnt geöffnet sein, da zu wenig Personal vorhanden ist, um einen Zwei-Schicht-Betrieb zu fahren. Zum anderen ist der Konsum ebenfalls stark rückläufig. Der Grund dafür liegt in den gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht nur für die Privathaushalte der vergangenen Jahre. Dazu kommt, dass auch im Lokal Preiskorrekturen nach oben notwendig wurden, da die Margen der Gastronomen sonst noch weiter rückläufig wären. Werden die Lebensmittel für die Kunden für zu Hause teurer, müssen auch Gastronome beim Einkauf tiefer in die Tasche greifen.
Die Überlassung von Arbeitskräften als Geschäftsgegenstand kann auch nur funktionieren, wenn diese am Arbeitsmarkt vorhanden sind. Aber wie die Beispiele Bau und Gastro zeigen, fehlen sie, und damit auch den Leiharbeitsfirmen.
Düstere Prognosen für die Zukunft
Der Informationsdienstleister CRIF malt kein positives Bild für Deutschland im Jahr 2025. Im Jahr 2024 stiegen die Insolvenzen in Deutschland um 25 Prozent an und erreichten damit den höchsten Stand seit 2015 mit damals 23.222 Insolvenzen. Für 2025 liegt die Prognose bei einem Anstieg um 18,4 Prozent auf bis zu 26.000 Pleiten. Die Zurückhaltung der Verbraucher*innen wird weiter anhalten. Mögliche Preissteigerungen durch das Zoll-Wirrwarr der USA sind noch gar nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für die Insolvenzgefahr bei einigen deutschen Krankenkassen. Die Reserven im April 2025 waren noch für zweieinhalb Tage ausreichend (Quelle: agrarheute.com).