Die Unterbringung von verurteilten Straftätern kostet Geld. Länderübergreifend benötigen sie Nahrung und medizinische Versorgung. Dazu kommt die Instandhaltung der Gefängnisse, die Personalkosten und, landesspezifisch, eventuelle Löhne für Arbeiten, die während der Inhaftierung von den Insassen ausgeführt werden. Unsere Daten zu Ausbruchssicherheit und Gefangenenquote zeigen die deutlichen Unterschiede zwischen den europäischen Ländern. Wie sieht es mit den Kosten aus, welches Land gibt für seine Häftlinge richtig Geld aus, und wo wird gespart?
Im Norden fließt das meiste Geld pro Tag
Schauen wir doch zum Einstieg gleich einmal, welches Land in der EU am meisten Geld für seine Strafgefangenen im Jahr 2022 in die Hand nahm.
Luxemburg führt mit 377 Euro am Tag pro Kopf die Liste an, gefolgt von Schweden mit 321 Euro und den Niederlande mit 307 Euro. Das gesamte Luxemburger Budget lag im Jahr 2022 bei 92 Millionen Euro. Im Gesamtaufwand liegt Frankreich auf Platz eins mit 3,3 Milliarden Euro und Italien folgt auf Platz zwei.
Dagegen wirken die Zahlen aus Rumänien völlig absurd. Eine Anzahl von Häftlingen wird dort nicht genannt, allerdings lagen die Gesamtausgaben im Jahr 2022 bei täglichen Kosten von 41,91 Euro pro Kopf bei knapp 350 Millionen Euro.
Die Daten bezüglich des jährlichen Gesamtaufwands weisen allerdings eine Lücke auf – es fehlen in den meisten Fällen die Angaben zur Anzahl der in 2022 inhaftierten Personen. Den Gesamtaufwand durch den Tagessatz zu dividieren, ist nicht zielführend, da die zugrunde liegenden Studie der Universität Lausanne in Kooperation mit dem Europarat zwischen Häftlingen mit finalem Urteil und solchen unterscheidet, die noch nicht rechtskräftig verurteilt wurden.
Wo sind die Inhaftierungskosten am niedrigsten?
Klischeehaftes Denken verführt möglicherweise zu der Annahme, dass die Kosten für die Inhaftierung von Menschen auf dem Balkan und in Osteuropa am niedrigsten ausfallen.
Diese Vermutung ist, wie die folgende Tabelle zeigt, nicht ganz falsch.
Land | Tägliche Kosten pro Häftling in Euro |
Bulgarien | 13 |
Litauen | 37 |
Rumänien | 42 |
Ungarn | 47 |
Lettland | 52 |
Kroatien | 54 |
Der europäische Median lag bei 106 Euro am Tag, der Durchschnitt bei 131,50 Euro. Wer in unserer Statistik die aktuellen Zahlen aus Deutschland vermisst, muss sich beim Justizministerium beschweren. Für die oben genannte Studie wurden aus Berlin keine Daten zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2021 wendete die Bundesrepublik 166 Euro täglich pro Häftling auf.
Wie sieht es im Europa außerhalb der EU aus?
Aufgrund der extrem spannenden Zahlen in den Nicht-EU-Staaten wollen wir diese nicht vorenthalten.
San Marino lässt sich die Inhaftierung jeden Tag 523,88 Euro pro Häftling kosten. Das gesamte Budget für die Haftunterbringung lag im Jahr 2022 für 145 Häftlinge bei 191.218,83 Euro.
Wer denkt, Frankreich und Italien hätten immense jährliche Aufwendungen, muss sich mit einem Blick auf Zahlen aus Großbritannien für das Jahr 2022 eines Besseren belehren lassen. Mit einer ebenfalls unbekannten Anzahl von Inhaftierten und täglichen Ausgaben in Höhe von 163,46 Euro pro Kopf bringen England und Wales zusammen auf knapp 4,9 Milliarden Euro und sind damit absoluter Spitzenreiter in Europa.
Kommen wir noch einmal zu den Tagessätzen. Norwegen “investiert” 373 Euro und findet sich in Europa auf der drei. Liechtenstein folgt mit täglich 305,10 Euro pro Kopf auf der vier.
Aserbaidschan kam 2022 mit 8,24 Euro pro Häftling aus. In der Türkei waren es 12,45 Euro und in Georgien 15,30 Euro. Zugegeben, diese Zahlen machen hinsichtlich menschenwürdiger Haftstrafen ein wenig Angst.
Wird es bei den Aufwendungen für Inhaftierung zu Kostenexplosionen kommen?
Unstrittig ist, dass steigende Lebensmittelkosten und Ausgaben für medizinische Versorgung auch zu Kostensteigerungen im Justizvollzug führen. Gleiches gilt für Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst oder für steigende Materialkosten im Bau für Sanierungen und Renovierungen. Letztendlich kommt es aber auf den Stellenwert an, den die Justizvollzugsanstalten im jeweiligen Land einnehmen. Soll ein menschenwürdiger Standard gehalten werden, steigen die Kosten natürlich. Geht die Justiz davon aus, dass man bei inhaftierten Personen nur das Notwendigste bereithalten muss, werden die Kosten in diesen Ländern langsamer steigen.