Gastro in der Krise – keine Bedienung, keine Getränke

Gastro in der Krise - keine Bedienung, keine Getränke

Die Gastronomie ist wohl die durch Corona am heftigsten in Mitleidenschaft gezogene Branche. Während der Pandemie lief den Gastronomen das Personal in Berufe davon, die auch während der Beschränkungen noch Arbeit boten. Die Krux war, nach der Pandemie kamen sie nicht zurück. Andere Jobs sind schlicht attraktiver.

Der Unterschied zweier Zahlen in unserer Grafik würde in der Jugendsprache vermutlich als “voll krass” bezeichnet werden. Die Rede ist von der Differenz bei benötigten Fachkräften in den Jahren 2021 und 2022.

Fehlten im Jahr 2021 nur 1558 Gastronomiefachkräfte, waren es im Jahr 2022 schon 24.758. Immerhin über 10.000 Mitarbeiter mehr als vor Corona im Jahr 2019. 

Ein Blick auf die Zahlen des Jahres 2024 mit nur noch 8.810 fehlenden Fachkräften ist allerdings kein Grund zur Beruhigung. Laut Tagesschau.de vom 14.3.2024 gaben im Jahr 2023 rund zehn Prozent der Gastronomen auf, heißt, die Zapfhähne wurden für immer abgeschraubt. Gastronomiebetriebe, die nicht mehr existieren, benötigen auch keine Fachkräfte mehr. Dieser Sachverhalt dürfte einer der Gründe für den sinkenden Bedarf sein.

Blickt man auf die beiden anderen Grafen, freie Stellen und Zahl der arbeitslosen Fachkräfte für Gastronomie und Hotellerie, stellt sich die Frage, weshalb hier nicht das Angebot an Unbeschäftigten die Nachfrage nach Arbeitnehmern schließen kann. Eines der Hauptprobleme, mit dem Gastronomen schon immer zu kämpfen haben, und hier der Grund für die Lücke, sind die Arbeitszeiten. 

Für in andere Branchen abgewanderte Mitarbeiter zählt auch ein anderer Sachverhalt. Noch hat beispielsweise der Einzelhandel in Deutschland Sonntags geschlossen, dem Hauptkampftag für Ausflugslokale.

Aber auch unter der Woche sind Arbeitszeiten bis in den späten Abend bei einer eher übersichtlichen Bezahlung eher unattraktiv. Das Geld sitzt, laut des Statistischen Bundesamtes, bei vielen Gästen nicht mehr so locker wie vor der Pandemie. Das wiederum bedeutet, es gibt kein zweites Bier, die Rechnung fällt geringer aus und damit auch das Trinkgeld, welches eine feste Größe bei der Lohnkalkulation in dieser Branche darstellt, und das nicht nur in Deutschland.

Was bedeutet der Personalmangel für die Zukunft?

Die Auswirkungen für die Zukunft sind schon länger spürbar, nicht erst seit kurzem. Ein Beispiel bot die Stadt Füssen im Allgäu, einem echten Tourismusmagnet. Im April 2022 war es nicht möglich, abends nach neun Uhr noch etwas trinken zu gehen. Die Stadt zeigte sich menschenleer, die Lokale geschlossen. Der Grund war die nach der Coronapandemie dünne Personaldecke, die einen länger als neun- oder zehnstündigen Betrieb nicht zuließ – Überstundenregelung (Quelle: Kreisbote.de). 

Dieses Problem gab und gibt es nicht nur in Füssen, sondern bundesweit, vorzugsweise in den ländlichen Regionen. In den Metropolen finden sich leichter Aushilfen, die auch auf Minijobbasis die späteren Schichten übernehmen. 

Das “Kneipensterben” wird also voraussichtlich weitergehen. Ähnlich wie in den Pflegeheimen müssen die Betriebe schließen, nicht aus Mangel an Kundschaft, sondern aus Mangel an Mitarbeitern, welche die Kunden bedienen können.

Related Posts

We turn data into headlines

Hire us to create data-driven studies that capture media attention.

We turn data into headlines

Hire us to create data-driven studies that capture media attention.