Ein Blick auf den gelben Graph in dieser Grafik benötigt für diejenigen unter uns, die in den letzten zweieinhalb Jahren eine Zeitung in der Hand hatten oder Radio gehört haben, keine weitere Erläuterung:
700 Prozent Anstieg bei ukrainischen Einwanderern innerhalb von zwei Jahren ist beim Beschuss des Landes durch Kinshal-Bomben oder Angriffe auf das größte Atomkraftwerks Europas kein Wunder. In jedem Land gibt es Menschen, die sich von politischen Konflikten distanzieren und schlichtweg ein friedliches Leben führen möchten. Dies gilt auch für die Ukraine. Dass Deutschland zu den Hauptaufnahmeländern gehört, ist allgemein bekannt. Polen liegt zwar näher, ist auch eine gute Durchgangsstation, aber eben direkter Nachbar des Kriegsgebiets. Rumänien wäre eine Option, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass viele Rumänen nicht grundlos ebenfalls nach Deutschland migriert wären.
Der Anstieg der Ukraine-Kurve ist ergo selbsterklärend. Für die 250.000 Migranten und Migrantinnen, die schon vorher Jahr für Jahr regelmäßig nach Deutschland kamen, gab es auch einen Grund – Flucht ist ein ukrainisches Thema. Für ukrainische Juden ist Deutschland ein klassisches Immigrationsland, da hier von jeher die Einreiseschwellen deutlich niedriger liegen. Auch wenn der ehemalige Sowjetantisemitismus in der Ukraine deutlich zurückgegangen sei, war es noch vor 25 Jahren so, dass das Judentum für ein ungeprüftes Asylverfahren ausreichend war.
Die Migration aus Russland hingegen folgt einem anderen Muster. Warum bleibt die Zahl russischer Einwanderer trotz der aktuellen Lage stabil? Der leichte Anstieg seit 2021 könnte damit zusammenhängen, dass sich manche Russen und Russinnen nicht mit dem Krieg identifizieren.
Viele russische Einwanderer sind sogenannte Russlanddeutsche, deren Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Nach dem Zerfall der Sowjetunion besannen sich viele auf ihre Wurzeln und suchten eine neue Heimat in Deutschland oder angrenzenden Ländern.
Die Migration aus Russland zeigt, wie vielfältig die Beweggründe für die Migration sind. Während einige sich aufgrund politischer Entwicklungen wie dem Krieg in der Ukraine distanzieren, suchen andere, wie die Russlanddeutschen, aufgrund historischer Verbindungen weiterhin ihre Heimat in Deutschland. Diese unterschiedlichen Migrationsmuster verdeutlichen die Komplexität der aktuellen Flüchtlingssituation und die vielschichtigen Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen.