Flächennutzung: Umdenken erforderlich

genutzte Flächen in Deutschland

Es ist schon imponierend, dass im Jahr 2024 die Fläche der Bundesrepublik Deutschland mit 83,1 Prozent “grün” genutzt wurde. Die Grundfläche Deutschlands beträgt 357.700 Quadratkilometer, kurz 35,8 Millionen Hektar. Die 14,6 Prozent, die für Besiedlung und Infrastruktur genutzt werden, fallen da kaum ins Gewicht. Oder doch?

Bodenversiegelung geht beständig weiter

In der Zeit zwischen 2019 und 2022 wurden in Deutschland jährlich 52 Hektar Grünfläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke benötigt. Damit war das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 maximal 30 Hektar pro Jahr zu wandeln, weit verfehlt. Als Konsequenz soll die Wandlungsgröße bis 2025 jährlich unter 30 Hektar liegen (Quelle: Umweltbundesamt). Auf die Dauer von zehn Jahren gerechnet wären das gerade einmal 300 Hektar, eine zu vernachlässigende Größe bei 35,8 Millionen Hektar – oder doch nicht?

Überhitzung der Städte. Und bereits kleine Grünzonen schaffen Abhilfe

Mit dem sich ausweitenden Klimawandel wird es seit Jahren in den Städten im Sommer kontinuierlich wärmer. Vierspurige Hauptverkehrsstraßen oder große Parkplätze, zusammen mit Häuserfronten, sind ideale Hitzespeicher, die ein Abkühlen auch nachts kaum noch ermöglichen. Ein Anteil von 40 Prozent Grünfläche reduziert dagegen die Wärme um 50 Prozent (Quelle: Pflanzenforschung.de). 

Grünflächenschutz in einem gewissen Maße bietet auch die bauliche Verdichtung. Dieser Ausdruck geistert seit einiger Zeit durch die Medien und heißt nichts anderes, als statt neues Bauland auszuweisen, bestehende Gebäude zu optimieren. Der Discounter ALDI hat dazu vor einigen Jahre einen interessanten Gedanken umgesetzt. Wenn Grund und Boden für einen Supermarkt genutzt wird, kann man auch gleich ein Appartementhaus darüber bauen – die benötigten Quadratmeter Bauland bleiben dieselben.

Gärten des Grauens: Der Unterschied zwischen Stein- und Schottergarten

Geradezu im Kampf gegen Grünflächen befanden sich Hausbesitzende, die statt Rasen und Blumen Schotter in ihren Gärten gedeihen ließen, umgangssprachlich Gärten des Grauens. Während ein Steingarten durchaus pflanzliche Akzente setzt und wasserdurchlässig ist, sind Schottergärten grau und pflegeleicht. Um ganz sicher zu gehen, dass kein Grün durchdringt, wurde der Untergrund mit Kunststofffolien abgedichtet. Und genau da lag das rechtswidrige Problem für die Eigentümer und Eigentümerinnen schon lange, bevor die Kommunen diese Art von Gartengestaltung untersagten.Denn in allen Länderbauordnungen steht, dass nicht überbaute Flächen von bebauten Grundstücken wasserdurchlässig zu gestalten und zu begrünen beziehungsweise zu bepflanzen sind.” (Quelle: nabu.de).

Grünflächen produzieren die Luft zum Atmen

Weshalb das Thema “Grünfläche”, heißt Feld, Wald und Wiesen, so immens wichtig ist und 30 Hektar Wandlung pro Jahr keine zu vernachlässigende Zahl ist, sollen die folgenden Beispiele belegen. 

Ein Hektar Laubwald produziert pro Jahr 15 Tonnen Sauerstoff. Ein Hektar Nadelwald sogar mit 30 Tonnen das Doppelte (Quelle: Bayerische Staatsforsten). 30 Tonnen Sauerstoff, wie viel ist das, und wie viel davon brauche ich jetzt? Fans von Schottergärten sollten sich diese Zahl vor Augen halten: 250 Quadratmeter Rasen, so hinter dem Haus, produzieren im Jahr so viel Sauerstoff wie ein Hektar Nadelwald, 30 Tonnen. Diese Menge Sauerstoff benötigt eine vierköpfige Familie, 7,5 Tonnen pro Person pro Jahr (Quelle: Rollrasen-Tirol).  

Mit anderen Worten, die Wandlung von den angestrebten 30 Hektar Wiesen oder Wald in Siedlungs- oder Verkehrsfläche raubt 4.800 Menschen den Sauerstoff für ein Jahr (Wiese oder Nadelwald) oder 2.400 Menschen (Laubwald).

Der Blick auf neue Autobahnabschnitte oder Verdichtung von Städten als Alternative zu erweiterten Bauland bekommt damit einen ganz neuen Winkel.

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