Die Grundwasserverschmutzung durch Nitrat wird für Deutschland zu einem immer größeren Problem. Vor dem Hintergrund der Anforderungen an die Agrarindustrie ist es quasi ein Teufelskreis. Höhere Produktivität erfordert größere Mengen an Düngemitteln, was wiederum die Grundwasserverschmutzung weiter in die Höhe treibt.
Wie kommt es zur Nitratverschmutzung im Grundwasser?
Das Nitrat wird durch stickstoffhaltigen Kunstdünger oder Gülle im Erdreich abgelagert. Im Winter sind keine oder nur noch wenige Pflanzen auf den Feldern, welche Dünger aufnehmen. Der überflüssige Dünger wird in dieser Jahreszeit durch die höhere Niederschlagsmenge tiefer in den Boden bis zum Grundwasserspiegel gespült. Nicht nur der Kunstdünger, sondern auch verklappte Gülle steigert den Nitratgehalt.
Die Entsorgung von Gülle spielt bei der Massentierhaltung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Pro Kubikmeter fallen, je nach Region, Kosten zwischen zehn und 40 Euro an. Eine “alternative” Entsorgung kann für die Landwirte durchaus lukrativ werden. In Hessen wird für die einmalige nicht umweltkonforme Verklappung von Gülle ein Bußgeld zwischen 150 Euro und 500 Euro fällig, im Wiederholungsfall können es bis zu 10.000 Euro sein.
Wo wird der meiste stickstoffhaltige Dünger verbraucht?
Ein Blick auf die Karte legt die Vermutung nahe, dass Nord- und Ostdeutschland hier an der Spitze liegen. Wie der Blog “purgruen” jedoch für die Jahre 2021 und 2022 dokumentierte, war Bayern mit 188 Tsd. Tonnen der größte Stickstoff-Dünger-Konsument. Auf Platz zwei findet sich mit 160 Tsd. Tonnen Niedersachsen, gefolgt von Schleswig-Holstein mit rund 120 Tsd. Tonnen.
Eine weitere interessante Größe bei der Analyse des Nitratgehaltes im Grundwasser ist die Frage nach dem Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Gesamtfläche eines Bundeslandes. Die folgende Tabelle gibt Auskunft:
| Bundesland | Gesamtfläche | Agrarnutzung |
|---|---|---|
| Baden-Württemberg | 35 748 | 16 011 |
| Bayern | 70 542 | 32 464 |
| Berlin | 891 | 35 |
| Brandenburg | 29 654 | 14 118 |
| Bremen | 420 | 113 |
| Hamburg | 755 | 172 |
| Hessen | 21 116 | 8 687 |
| Mecklenburg-Vorpommern | 23 293 | 14 348 |
| Niedersachsen | 47 710 | 27 561 |
| Nordrhein-Westfalen | 34 113 | 15 914 |
| Rheinland-Pfalz | 19 858 | 8 019 |
| Saarland | 2 572 | 1 024 |
| Sachsen | 18 450 | 9 908 |
| Sachsen-Anhalt | 20 555 | 12 331 |
| Schleswig-Holstein | 15 804 | 10 777 |
| Thüringen | 16 202 | 8 409 |
Quelle: Destatis
Der Anteil landwirtschaftlich genutzten Landes liegt in Bayern deutlich unter 50 Prozent, in Schleswig-Holstein macht er dagegen zwei Drittel aus.
Einfluss der Weide- und Schlachttierhaltung
Wir hatten eingangs gesagt, dass Gülle ebenfalls zur Nitratverschmutzung des Grundwassers beiträgt. Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu wissen, dass die Nutztierhaltung in der Zeit zwischen 2010 und 2020 um fünf Prozent zurückgegangen ist (Quelle: Destatis).
Der Rückgang der Schweinemast fällt noch signifikanter aus. Die Zahl der gehaltenen Tiere schrumpfte von 2020 auf 2022 um 15 Prozent (Quelle: praxis-agrar.de).
Dieser Sachverhalt lässt den Schluss zu, dass die Grundwasserverunreinigung mit Nitrat nicht, wie oftmals behauptet wurde, in erster Linie der Massentierhaltung zuzuschreiben ist. Allerdings gibt es zumindest eine, amtlich dokumentierte, Ausnahme.
Was ist los in Flothend?
Flothend ist nun keine der Kommunen in Deutschland, die jedermann geläufig ist. Dennoch ist der Ortsteil der nordrhein-westfälischen Stadt Nettetal zu unrühmlicher Bekanntheit gekommen. Weist das Dorf doch die höchste Nitratverunreinigung des Grundwassers in Deutschland auf. Laut Aussage des Regierungspräsidiums Düsseldorf liegt die Verantwortung dafür bei dem Milchviehzuchtbetrieb Brun GmbH. Zum wiederholten Male wurde zuletzt im Juni 2024 ein grob fahrlässiger Umgang mit grundwasserschädigenden Stoffen sowohl durch die Biogasanlage als auch durch die Viehzucht dokumentiert. Das Ergebnis waren erhebliche und schwerwiegende Mängel, die bereits bei vorangegangenen Inspektionen beanstandet wurden (Quelle: RP Düsseldorf).