Angst als Krankheit – die Zahl der jungen Menschen, die daran leiden, hat sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Die Ursache wird von Kinder- und Jugendpsychologen sehr eindeutig benannt. Die Kontaktarmut während Corona hat einen wesentlichen Beitrag zu den Angstzuständen geleistet. Allerdings wäre es fatal, nur von “Angst” zu sprechen. Um Hilfe bieten zu können, muss die Frage beantwortet werden, unter welcher Phobie, welcher Angst, der junge Patient leidet.
Welche Ängste unterscheiden die Psychologen?
Die Medizin kennt drei Arten von Phobien:
- Agoraphobie: Ein beklemmendes Gefühl in geschlossenen Räumen oder großen Menschenansammlungen, daraus nicht “entkommen” zu können.
- Soziale Phobie: Die Angst, vor einer größeren Gruppe im Mittelpunkt zu stehen oder sich in der Öffentlichkeit zu blamieren.
- Spezifische Phobien: Dazu zählen Ängste vor speziellen Dingen, wie Zahnarztbesuch, Hunden, oder an einer bestimmten Krankheit zu erkranken.
Gerade die beiden erstgenannten Angstzustände sind eng mit der Isolation während Corona verknüpft. Zum einen ging einigen Betroffenen die Fähigkeit verloren, sich in größeren Gruppen aufzuhalten. Zum anderen führte das Eingesperrt sein und Kontaktverbot zu anderen Menschen zu Beklemmungen.
Durch den mangelnden Kontakt zu anderen Personen ging auch die Leichtigkeit im Umgang mit anderen Menschen verloren. Ein Missgeschick, welches vor der Pandemie noch zu Selbstironie führen konnte, konnte danach nicht mehr mit Humor verarbeitet werden, sondern stürzte den Betroffenen in eine Krise.
Die Antwort auf die Frage, weshalb gerade bei jungen Menschen die Angsterkrankungen so stark angestiegen sind, lässt sich nur vermuten. Wir können davon ausgehen, dass die älteren Generationen psychisch gefestigter sind. 18-Jährige suchen häufig noch ihren Platz im Leben, reagieren bei Stresssituationen noch sensibler. 40-Jährige, zum Beispiel, haben schon etwas mehr “erlebt”, haben im Umgang mit von der Norm abweichenden Situationen eher mehr Erfahrung.
Positiv ist, dass Phobien grundsätzlich gut heilbar seien, so die KKH Niedersachsen in einer Studie (Quelle: ndr.de). Dennoch bleibt die Frage, welche Auswirkungen es hat, wenn eine komplette Generation überdurchschnittlich viele Mitglieder mit psychischen Problemen aufweist.
Phobien wurden zur europäischen Herausforderung
Eine Umfrage in der EU ergab im Jahr 2016, dass jeder Sechste an einer Phobie litt. Im Jahr 2023 stieg diese Zahl auf 50 Prozent der Befragten (Quelle: Europäischer Rat).
Die Verantwortlichen der Bundesregierung haben inzwischen im Umgang mit Corona gerade bei Kindern und Jugendlichen gravierende Fehler eingeräumt. Vor dem Hintergrund, dass diese Fehler bei einer überdurchschnittlich hohen Zahl zu Angststörungen führte, könnte die gesetzliche Rentenversicherung heute schon zusätzliche Rücklagen für die zu erwartende deutlich höhere Anzahl an Erwerbsunfähigkeitsrenten bilden. Im Jahr 2022 entfielen 42,3 Prozent der Neuzugänge bei der Erwerbsminderungsrente auf psychische und psychosomatische Ursachen. (Quelle: de.statista.com). Im Jahr 2000 belief sich der Anteil nur auf 24,2 Prozent.